#5 Geistesblitze zwischen Aha und Autsch – wie wir und andere ticken | Purpose. Power. Perspektiven. Podcast

Es gibt diese Momente, in denen plötzlich alles Sinn ergibt. Momente, die wie ein Blitz einschlagen, weil sie uns auf einen Schlag mehr über uns selbst, unsere Beziehungen oder die Welt verraten als jahrelanges Grübeln. Von uns selbst auf andere schließen? Oft keine gute Idee. In unserer aktuellen Podcastfolge von Purpose. Power. Perspektiven. sprechen Anne und ich über genau diese Geistesblitze. Über kleine und große Erkenntnisse, die manchmal schmerzhaft, manchmal komisch, oft aber einfach nur transformierend sind. Außerdem nehme ich euch mit in meine neue Bierzeltwelt lerne über das Phänomen des Hobby Horsings. 

Ein Zelt wird zur neuen Welt

Sandra und Manu nebeneinander vor ihrer ersten Schicht im Bierzelt
Manu und ich vor unserem ersten Einsatz im Bierzelt

Bevor es richtig losgeht mit den Geistesblitzen, nehmen wir uns erstmal Zeit für einen kurzen Catch-Up, also, was uns letzte Woche so bewegt hat – und das war nicht wenig. Wie so viele in meinem Bekanntenkreis habe auch ich angefangen, nebenher zu kellnern. Eine komplett neue Welt für mich, denn abgesehen von meiner kurzen Zeit als Bartenderin im Löwenbräu in Sydney, hatte ich bisher null Berührungspunkte mit der Gastroszene. 

In dieser neuen Umgebung wurde mir schnell klar, wie privilegiert ich mich in meiner bisherigen Arbeitswelt eigentlich bewegen durfte. Fester Lohn? Strukturen? Einarbeitung? Im Bierzelt? Fehlanzeige. Und gleichzeitig war es auch ein Erfahrungsraum, der mich direkt mit vielen spannenden Menschen zusammengebracht hat – Menschen, die auf Provision arbeiten, quer durchs Land reisen und mit beeindruckender Energie bis zu 12 Maßkrüge durch die vollen Bierzelte wuchten.

Ein erstes zartes Geistesblitzchen: Es ist erstaunlich, wie leicht man seine Bubble als einzige Realität wahrnimmt – und wie wertvoll es ist, ab und zu in eine andere einzutauchen.

Schmerz, der Grenzen sichtbar macht

Einmal im Flow, kamen aus mir in dieser Folge gleich mehrere Geistesblitze hintereinander aus mir herausgesprudelt. Zum Beispiel zum Thema Grenzen. Und um das schmerzhafte, aber notwendige Lernen, sie überhaupt erst einmal zu erkennen.

Ein sehr persönlicher Geistesblitz hat mich Jahre zuvor getroffen – in einer Beziehung zu einer langjährigen Freundin. Unsere Freundschaft war eine Achterbahnfahrt: intensiv, nah, aber auch voller unausgesprochener und enttäuschter Erwartungen. Irgendwann hatte sich eine Dynamik entwickelt, in der sie mich für alles verantwortlich gemacht hat, was bei ihr nicht lief. Ich war dauernd „schuld“, weil ich ihre Erwartungen nicht erfüllt habe – Erwartungen, von denen ich oft gar nichts wusste. Und die auch nichts bei mir zu suchen hatten.

Der entscheidende Moment kam, als ich – zum ersten Mal in dieser Freundschaft – klar und deutlich in Reaktion auf eine Anschuldigung Kontra gegeben habe. Natürlich nicht ohne dabei 1000 Tode zu sterben und mich schon mal mental auf die völlige Eskalation einzustellen. Aber was dann kam, hat mich schockiert: nichts. Kein Drama, keine Explosion. Sie ist einfach eingeknickt.

Geistesblitz: Ich darf und muss Grenzen setzen. Ich darf sagen: „Bis hierhin – und nicht weiter.“ Das dient nicht nur dem Selbstschutz, sondern bringt oft auch ganz neuen Respekt vom Gegenüber nach sich. 

Grenzen setzen? Schön wär’s, wenn man wüsste, wo sie sind

In unserem Gespräch ging es diesmal generell viel um Grenzen. Anne und ich haben festgestellt: Viele reden davon, wie wichtig es ist, Grenzen zu setzen – aber niemand sagt dir, wie man sie erkennt.
Ich habe lange gebraucht, um überhaupt zu spüren, wann ich mich unwohl fühle. Wann etwas „zu viel“ ist. Wann ich innerlich einen Schritt zurückgehen möchte. Denn als langjährige People Pleaserin war ich immer schnell dabei, mich selbst zurückzunehmen. Bis ich irgendwann nicht mehr wusste, wo ich ende und die anderen anfangen.


Ein weiterer Geistesblitz aus der gleichen Erfahrung mit meiner ehemals besten Freundin: Um Grenzen setzen zu können, muss ich mich selbst kennen. Und das ist ein Prozess, kein Schalter.

Nicht jeder kann gut mit Offenheit und Nähe

Ich bin ein offener Mensch. Ich mag ehrliche, tiefe Gespräche. Ich will verstehen, wie Menschen fühlen, wie sie denken, wie sie leben. Und ich bin oft ziemlich schnell darin, mein Herz zu öffnen und Nähe aufbauen zu wollen – manchmal vielleicht zu schnell.
Ein Problem entsteht dann, wenn ich auch Personen treffe, die mit dieser Offenheit nicht umgehen können. Die sich mit Nähe unwohl fühlen und sich instinktiv zurückziehen wollen. Ganz leise, ganz schleichend. Für mich völlig unlogisch. Dann muss es ja an mir liegen, oder? Eben nicht.


Geistesblitz: Andere sehen die Welt anders als ich. Fühlen anders als ich. Das kann ich nicht ändern. Ich muss deswegen nicht weniger ich sein. Aber ich darf entscheiden, wem ich welche Teile von mir zeige – und wann. Stichwort Selbstschutz.

Sag mir, wie ich sein soll

Anne hat in der Folge eine Geschichte erzählt, die mir noch lange nachging. Eine enge Freundschaft, die über Jahre toxisch wurde. Er war arbeitslos, emotional abhängig, fordernd. Sie war in der Helferrolle, hat alles für ihn getan – und sich dabei selbst verloren.
Bis zu dem Moment, in dem sie in einem Streit in Tränen ausgebrochen ist und nur noch sagen konnte: „Sag mir, wie ich sein soll.“ Und plötzlich – wurde es still in ihr. Kein Weinen mehr. Keine Angst. Nur Klarheit.


Sie nennt es ihren inneren Not-Schalter. Und ich finde, das beschreibt es perfekt.
Geistesblitz: Wenn alles zu viel wird, meldet sich manchmal dein System. Und sagt: Stopp. Nicht weiter. Genau jetzt ist der Punkt, an dem du dich für dich entscheiden darfst.

Veränderung ist kein Ego-Trip

Was Anne und mich verbindet: Wir haben erlebt, wie Menschen aus dem Umfeld auf unsere Entwicklung reagiert haben. Nämlich oft nicht begeistert. Sobald du beginnst, dich abzugrenzen, wirst du plötzlich „komisch“ oder „egoistisch“… “Du hast dich verändert.”
Ich erinnere mich noch an eine Nachricht meiner ehemaligen Freundin, in der sie mir schrieb, ich sei jetzt wohl auf einem Egotrip unterwegs, weil ich nicht mehr alles mitmache, was sie will. Und ich dachte nur: Ja, vielleicht. Aber wenn das bedeutet, dass ich meine eigenen Bedürfnisse ernst nehme – dann fahre ich den gerne.


Geistesblitz: Loyalität bedeutet nicht, sich selbst zu vergessen. Und Veränderung ist keine Bedrohung – sondern Selbstfürsorge.

Don’t always be yourself – zumindest nicht überall

Ein Thema, über das Anne und ich gerne und oft reden: Wie viel von uns zeigen wir eigentlich im Job? Ich bin jemand, die sich schnell öffnet. Ich teile Gedanken, Geschichten, manchmal auch Zweifel. Weil ich glaube, dass Verbindung nur entstehen kann, wenn wir uns zeigen.
Aber ich musste auch lernen: Nicht alle verstehen Offenheit als Einladung. Manche interpretieren sie als Schwäche. Oder nutzen sie aus.

Freundschaft auf Augenhöhe – oder gar nicht

Eine weitere Geschichte, die ich geteilt habe, stammt aus meiner Zeit in Australien. Ich hatte dort eine Kollegin, mit der ich mich anfangs gut verstand. Doch die Dynamik kippte. Plötzlich war ich nicht mehr Freundin, sondern wurde in die Rolle der Wing Woman, des stillen Anhängsels, der Randfigur gedrängt.
Ich habe ihr das Verhalten ruhig und ehrlich gespiegelt – und wurde daraufhin zur „Angreiferin“ gestempelt. Sie hat im ganzen Büro über mich gesprochen. Für mich war klar: 1. Diese Verbindung ist nicht gesund, und 2. nicht jede/r weiß offene Kommunikation zu schätzen.


Geistesblitz: Manchmal reicht eine ehrliche Rückmeldung, um zu erkennen, wie wenig Respekt wirklich da ist. Und dann darfst du gehen.

Fazit: Geistesblitze sind unbequem – und heilsam

Diese Podcastfolge war für mich persönlich sehr besonders. Weil sie gezeigt hat, wie viel Klarheit in einzelnen Momenten stecken kann. Wie viel Heilung in einem klaren „Nein“. Und wie viel Wachstum in einem ehrlichen Blick auf uns selbst.

Hier kannst du dir komplette Folge anschauen bzw anhören:

YouTube: #5 Geistesblitze zwischen Aha und Autsch – wie wir und andere ticken

Spotify: #5 Geistesblitze zwischen Aha und Autsch – wie wir und andere ticken

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